Die wärmenden Frühlingstage sind bei uns in den vergangenen und kommenden Tage etwas dünn gesät, und nur zögerlich erscheint ein Schimmer von Grün an den Bäumen. Hoffen wir, dass in 10 Tagen, wenn unsere ersten Gäste ankommen, das Piemont sich sonnig zeigt. Und sonst - henusode - gibt es ja genug andere Dinge zu entdecken, als nur der Stuhl an der Sonne. Vor einigen Tagen war wiederum ein recht nebliger Tag, und wir entschieden uns, den Tag in Acqui Terme bei einem Apero ausklingen zu lassen. Die Enoteca la curia ist eigentlich unser Lieblingort dazu. Klein, fast keine Sitzplätze, aber dafür ein sensationelles Buffet mit vielen kleinen Köstlichkeiten. Mit einem Glas Wein, Alta Langhe, oder einfach was gluschtet, sucht man sich die feinen Häppchen aus. Doch was dieser Ort ausmacht, sind die Menschen. Da wird lautstark diskutiert, etwas leiser Themen besprochen, welche nicht für jedes Ohr bestimmt sind, neue Bekanntschaften geknüpft, oder gerätselt, wo denn heute Marco bleibt. Marco ist immer dort, wenn wir ab und zu reinschauen. Er hat seine Ecke bei der Theke, und niemand setzt sich dorthin, ohne nachzufragen, ob Marco heute überhaupt kommt.. Letzte Woche war da noch ein anderer Gast. Er kam, modisch gekleitet und sehr agil, gut gelaunt herein und rief in die Runde: "Wo sind denn meine Kumpels?" Die waren augenfällig noch nicht da, und er telefonierte einige Zeit den Kumpels hinterher. Dann setzte er sich hin, bestellte ein Glast Weisswein und begann ein Gespräch mit der Frau von Roberto, dem Barbetreiber. Sie beklagte, dass sie neuerdings nicht mehr alles essen durfte, sie musste sich vor allem das Getreide verkneifen. Interessiert hörte er zu, tippte ab und zu etwas in sein Handy und stellte fachmännische Fragen. Auch ein älterer Herr hörte gebannt zu, und bei sich bietender Gelegenheit erzählte er von seinen Zähnen. Auch hier war der für uns unbekannte Gast sehr interessiert und mit guten Rat zur Stelle. Erst als Roberto - nicht mein Roberto - spasseshalber rief: "Machst du heute bei mir Sprechstunde?" dämmerte es uns beiden. Er war wirklich Arzt und hörte die Sorgen und Nöte der Gäste ab. Kurze Zeit später kam endlich einer seiner Kollegen mit einem leichten Hinken. "Schau dir das an, ich kann kaum mehr gehen". Kurz auf den Fuss geschaut, und schon war die Diagnose klar und der Heilungstipp folgte sofort. Ja, und dann tauchte auch noch Marco auf, mit einem Trippeln wie ein Pinguin. Er hatte es, so ergab die Nachfrage des Arztes mit der Hüfte. Als dann so nach und nach die Kollegen des Arztes eintrudelten wurde die Sprechstunde geschlossen, und für uns wurde es Zeit, den Heimweg anzutreten.