Em Schatte nah

Es ist heiss – wunderbar. Das Thermometer zeigt 32 Grad im Schatten, an der Sonne ist es einiges mehr. Doch dazu weht hier oben ein laues Lüftchen. Das macht den Aufenthalt unter der Pergola sehr angenehm. Dazu ein kühles Minzenwasser. Jaja, im Piemont trinkt man auch anderes als nur Wein. Und auch der Appetit hält sich in Grenzen. Wobei, wenn man dann die Karte vor sie hat im Restaurant, kommt schon der eine oder andere Gluscht. Die Abende sind wunderbar, man braucht sich keine Jacke über die Schulter zu legen, die Nächte sind tropisch. Unser Kater schätzt die kühlen Plätzchen unter den Büschen und im Haus. Die Arbeiten draussen werden momentan am frühen Morgen erledigt. So auch die Aprikosenernte. Wir haben sozusagen eine Aprikosenschwemme. Konfitüre ist gekocht, Kuchen gebacken, Creme serviert und kiloweise eingefroren. Und jeden Morgen leert Roberto einen neuen Korb dieser fein duftenden und schmackhaften Früchte auf den Tisch. Heute Morgen hatte er Gesellschaft, ein Gast half ihm bei der Ernte – Dankeschön lieber Urs. Natürlich verteilen wir die Ernte grosszügig unter den Nachbarn und im Dorf, wenn sie nicht selber davon haben. Ihr seht, wir wurden von der «Gfrörni» im Mai verschont, und sind bereits auf die Äpfel und Feigen gespannt. Und während ich diese Sätze schreibe, weht der Wind den Duft des blühenden Lavendels herbei. Rege wird dieser von Hummeln, Bienen, Holzbienen und vielen anderen Insekten besucht, welche wir noch nie gesehen haben.

 

Aber so sehr wir das Wetter geniessen, und wir uns mit den Gästen darüber freuen, schwingt auch etwas Sorge mit. Nicht für uns, sondern für all die landwirtschaftlichen Betriebe um uns herum. Ob in den Weinbergen, den Haselnussplantagen oder auf den Äckern, es ist viel zu trocken - knochentrocken. Es wurde bereits in den Nachrichten vermeldet, dass es in Nord- und Mittelitalien schon sehr lange nicht mehr so trocken gewesen sei. Verschärft wir das Ganze noch, weil auch der Winter bereits zu trocken war. Und ausgiebiger Regen ist nicht in Sicht.