"Wir wollten nur ein kleines Fereinhaus"
Heute kommen Marlies und Walter zu Wort. Sie haben die Casa zu dem gemacht, was sie heute ist - ein Ort, an dem sich gut Leben lässt und die Gäste sich ausruhen und wohl fühlen können. Ob nach einem ereignisreichen Tag in den Hügeln des Piemonts, oder, um auf der Terrasse mit einem guten Buch einfach die Seele baumeln zu lassen. Aber lesen Sie selbst, wie alles begann. Ein herzliches Dankeschön an Marlies, dass sie so bereitwillig ihre Geschichte erzählt.
"Alles begann im Februar 1991. Wir waren in den Skiferien, als uns ein Bekannter anruft und meinte, er wüsste ein Haus im Piemont, nahe Acqui Terme, welches zu verkaufen ist. Er hätte bereits einen Besichtigungstermin vereinbart. Wir waren etwas überrumpelt, da wir nicht besonders interessiert waren wirklich ein Haus im Piemont zu kaufen. Insbesondere auch, weil wir keine Ahnung hatten, wo Acqui Terme sowie das Piemont liegt. Wir waren Toscana Fan’s und wollten eigentlich dort ein Haus kaufen. Nun gut, wie fuhren an einem Freitag ins Piemont, d.h. nach Acqui Terme. In der Zwischenzeit erkundigten wir uns, wo das ist. Als wir das Haus sahen, waren wir zuerst nicht besonders erfreut. Es sah schrecklich aus, die Fassade grün, vor dem Haus grosse dicke Bäume, alles düster. Dahinter ein verfallenes Bauernhaus, welches noch bewohnt war. Das Haus war nicht wirklich einladend.
Walti schickte mich ins Haus uns sagte: "Schau dir das mal an". Ich betrat das Haus, orange, grüne Wände, Wasserschaden usw. Wir kamen trotzdem zu dem Ergebnis, man könnte etwas daraus machen.
Und da wir vom Vorabend immer noch eine etwas krumme Nase hatten, und es bei Nachbar Renzo Nachschub an Biccieri Rosso gab, stimmten wir dem Kauf zu.
Einfach so! Nach der Rückkehr in die Schweiz plagte uns das schlechte Gewissen! Wir wussten nichts über das Piemont, noch wussten wir, wo das Haus überhaupt stand. Nun gut, wir kauften das Haus, d.h. wir kamen zum Haus wie die Jungfrau zum Kind. Wir wollten ja nur ein kleines Ferienhaus. Aber es waren die Leute, die es uns angetan hatten. Wir fühlten uns sehr wohl und zuhause. Die Nachbarn haben uns sofort herzlich aufgenommen. Dann kam die Zeit, einräumen, ausräumen, neue Böden, Fenster, Türen, neue Dächer, Zentralheizung neues Bad und vor allem der Stall wurde zu einem Zimmer ausgebaut. Walti wollte zudem einen Unterstand für das Auto, usw. usw. und vieles mehr. Dauernd bestellte Walti den Maurer, welchen wir dann selbstständig arbeiten liessen. Und wenn wir wieder nach Montabone kamen, war alles erledigt.
Als wir mehr oder weniger mit den Renovationsarbeiten fertig waren, kam der direkte Nachbar Antonio, und eröffnete uns, dass wir nun sein Haus kaufen können. Das alte 200-jährige Haus, mehr oder weniger eine Ruine, sollte nun an uns übergehen. Natürlich kauften wir dieses, weil wir keine Nachbarn haben wollten. Antonio war zu diesem Zeitpunkt 90ig und sein Sohn Lorenzo 65ig, beide in der Fosello geboren. Es war eine gute Zeit mit ihnen, gschaffige Bauern, pflegten die Weinberge sowie das Land.
Wenn wir unter der Pergola ein Glas Wein tranken, schauten wir immer das Haus an, und rätselten: "Was machen wir nur mit diesen alten Gemäuern, wenn wir das Haus kaufen?" Abreissen und ein Zimmer anbauen, einen grossen Garten und eventuell einen Pool? Das Haus hatten wir vor dem Kauf innen nie gesehen. Nur in die Küche waren wir manchmal eingeladen, insbesondere Sonntags zu einem Cinzano. Als wir den Schlüssel bekamen, wollte ich natürlich endlich erforschen, was es da so alles gibt. Mein Herz viel fast in die Hose, denn was ich sah, war eine Ruine. Was haben wir da nur gekauft!!! Doch Abreissen?
So einfach lässt sich das Haus nicht renovieren. Als erstes machten wir die Toreinfahrt, damit wir uns abgesichert fühlten. Dann begann die grosse Renovation.
Decken und Mauern mussten stabilisiert werden, doppelte Mauern gezogen, Elektrisch, Wasser und vieles musste neu erstellt werden, sowie die Bäder
eingebaut , Fenster, Türen, teilweise Zentralheizung, und und und. Ein Neubau wäre billiger gewesen. Aber das Haus durfte weiter leben. Wir waren der Ansicht, dass ein so altes Haus mit
vermutlich viel Geschichte erhalten bleiben sollte. Ja, wir wollten ja nur ein kleines Ferienhaus!
Als meine Schwester aus den USA zu Besuch war, bat sie mich, die alten Böden nicht zu ersetzen. Die Kacheln wurden rausgenommen, Unterboden renoviert und wieder eingesetzt. Stützmauern mussten gebaut werden , Vordächer , Dächer, usw. Als die Renovationsarbeiten, welche sich hinzogen, einigermassen fertig gestellt wurden, konnte ich mich endlich meiner Passion der Einrichtung widmen. Das Haus sollte seinen alten Charakter (also nicht perfekt aussehen) behalten. So suchte ich in der Schweiz nach Stoffen und Dekorationen, Lampen, Tücher und was es so alles braucht. Schlussendlich war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und unsere Gäste konnten kommen, welche überaus glücklich waren in den Zimmern zu wohnen . Von sämtlichen Gästen die wir beherbergt hatten war das Feedback: "Wir haben noch nie so gut geschlafen wie hier. " Na also hat sich der Einsatz gelohnt. Es gab immer viel zu tun, um das Anwesen im Schuss zu halten. So war Walti für den Aussenbereich und ich für Innen zuständig. In den Jahren haben wir viele Besuche von Montabonesen erhalten, einfach mit einer Flasche Wein unter dem Arm, am Tor stehend und um Einlass bittend. So hatten wir eine sehr schöne Zeit in der Fossello die wir nicht missen möchten.
Das schönste war: am Abend in der Dämmerung auf der Mauer sitzen und die Tiere beobachten. Sei es dem Fuchs, die Rehe oder Wildschweine, welche sich am
Waldrand vergnügten. Oder frühmorgens mit dem Kaffee vor dem Haus den Sonnenaufgang erleben. Es ist ein wunderschöner Ort.